Nächstes Jahr ist Wahljahr: Nicht nur die Bundestagswahl im Spätsommer, sondern auch die hessische Kommunalwahl am 14. März 2021.

Bei der letzten Kommunalwahl 2016 habe ich noch (in langen Nacht-Sessions) Fragebögen erstellt, an alle KandidatInnen verschickt und die Rückläufer ausgewertet. Die dazu nötige Distanz (schon damals grenzwertig) fehlt mir inzwischen. Ich habe – damals und danach bei ganz verschiedenen Anlässen – unterschiedlichste Personen aus der Lokalpolitik kennen gelernt und mir Meinungen gebildet, die zu differenziert und persönlich sind, um jetzt wieder – für meine persönliche Meinungsbildung – auf ein solches Mittel zurück fallen zu können1.

Wie ich schon im Grundsatzartikel Politik ist… schrieb, lebt Demokratie davon, das die Menschen sich einbringen, sich auch zur Wahl stellen. Besonders, wenn sie glauben, dass sie es besser können, als die Regierenden.

Ich lebe nun schon über 16 Jahre in Darmstadt, arbeite in der Stadt, schreibe seit 12 Jahren dieses Blog, das immer wieder lokalpolitische Themen aufgreift, mein Sohn ging hier 12 Jahre zur Schule, und ich kenne inzwischen nicht wenige der lokalen Protagonisten (oft ohne dass sie mich zuordnen können – das merke ich immer wieder an den erstaunten Blicken, wenn ich sie auf der Straße grüße).

Deshalb hab ich beschlossen, den Versuch zu wagen, mich selbst als Kandidat für die Stadtverordneten-Versammlung Darmstadts anzubieten.

Ich bin nun nicht die extrovertierteste Person auf diesem Planeten (auch wenn manche Menschen das glauben, weil ich hier im Blog und auf Social Media Plattformen Teile meiner Ansichten und Persönlichkeit offenbare). Deshalb kommt dieser Schritt vielleicht später, als er bei Anderen gekommen wäre. Aber das ich mich bisher nicht mehr in der Darmstädter Kommunalpolitik engagiert habe, hängt sicher auch mit einer besonderen Darmstädter Eigenheit zusammen, die ich schon seit langem beobachte:

Niemand hier kommt von selbst auf mich zu. Trotz meines offensichtlichen (und bekannten) politischen Interesses, trotz meiner regelmäßgen Beschäftigung mit Themen der Kommunalpolitik, trotz nicht weniger – auch persönlicher – Kontakte zu verschiedensten Gruppierungen und Initiativen: Nie ist mal jemand auf mich zugekommen, hat mich gefragt, ob ich mich einbringen mag, oder zumindest Mitglied werden will und schon gar nicht, ob ich kandidieren will. Und auch in meiner Funktion als Blogger ist nie eine Partei oder Initiative aktiv auf mich zu gekommen, hat mich mit Informationen versorgt meine Meinung abgefragt, oder für ein Thema zu gewinnen versucht. Selbst wenn ich aktiv um Informationen gebeten habe, sind meine Anfragen in rund 50% der Fälle ignoriert worden.

Nun könnte ich zu dem Schluss kommen, dass meine Person und / oder meine Ansichten zu abstoßend sind, als das sich in der Politik aktive Menschen mit mir beschäftigen mögen. Da ich aber bereits in anderen Städten in verschiedensten Bundesländern (München, Konstanz, Dransfeld) gelebt und gewirkt habe, gibt mir die Tatsache, dass ich das dort anders erlebt habe, eine gewisse Zuversicht. Auch beruflich und bei meinen Freiezeitaktivitäten erlebe ich das nicht so – obwohl ich da tatsächlich mit nur wenigen echten Darmstädtern in Kontakt komme2.

Wenn ich also (unabhängig von meiner eigenen Kandidatur) eine Botschaft für die politischen Akteure in Darmstadt habe, dann diese: So funktioniert das mit Demokratie schlecht. Wenn ihr nicht mal auf die interessierten Menschen zugeht und den Kontakt sucht, wie wollt ihr dann die Menschen erreichen, die nicht so intereessiert sind? Politik und politische Meinungsbildung braucht Einladung, Offenheit, Diskurs und vor allem das Gefühl, dass man dabei willkommen ist.

Ich bin jedenfalls dieses Jahr selbst aktiv geworden und habe mich als Kandidat angeboten. Noch ist die Liste für die Kommunalwahl nicht aufgestellt (wollen die mich wirklich?) und das Programm nicht beschlossen (kann ich dahinter stehen?) – deshalb will ich hier noch nicht verraten, für wen ich möglicherweise kandidiere.

Aber wer mich kennt, weiß dass es bei mir nicht ohne Inhalte geht – und darum soll es hier gehen.

Ich bin mit der Situation und Politik in Darmstadt nicht grundsätzlich unzufrieden. Darmstadt ist eine großartige, reiche Stadt und der grün-schwarze Magistrat hat in den letzten fast 8 Jahren viel von dem, was ich vorher zu kritisieren hatte, verbessert. Nicht alles und nicht immer zu meiner Zufriedenheit, aber ich mache diesen Schritt definitv nicht, weil ich massiv unzufrieden bin.

Mir geht es vor allem darum, die Zukunft zu gestalten: Die Auswirkungen einer schlimmen Bedrohung minimieren (verhindern geht nicht mehr), die Demokratie stärken, denen helfen, die es selbst nicht schaffen und durch eine positive Haltung Darmstdt (und von Darmstadt aus die Welt) immer weiter verbessern helfen. Ich will

Von Carsten

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